Chinesisch gedacht und modern erforscht
Ich bin immer wieder überrascht, wie recht die Chinesische Medizin schon tausende Jahre früher oft hatte, wie logisch sie ist.
So wird in der Diätetik und Phytotherapie der TCM jedem Lebensmittel, Gewürz, Heilpflanzen(bestandteil) eine thermische Eigenschaft wie „kalt“, „heiß“, „trocken“ oder dergleichen zu geordnet sowie eine Geschmacksrichtung „scharf“, „süß“, „sauer“ usw. Inger getrocknet – scharf und heiß. Und es wird eine Wirkrichtung „aufsteigend“, „absenkend“, „nach außen treibend“, usw. beschrieben. Weiter bestehen Beziehungen zu (chinesischen) Organen/ Organsystemen und Funktionskreisen, Meridianen.
Daraus ergibt sich ein energetisches Profil. Phytotherapie und Diätetik wählen nach diesen Attributen die Lebensmittel / Futtermittel oder Arznei aus.
Teilweise kennen wir diese Wirkungen auch bei Substanzen, die auch die westliche Medizin kennt oder die Gewürz sind. Ein Beispiel sind Senfsamen – wer schon einen richtig scharfen Senf gegessen hat, kennt den Geschmack „scharf“, dass er auf die Atemwege (Funktionskreis Lunge) wirkt und dort z.B. Schleim löst.
Die Zubereitung von Speisen beeinflusst die Grundtendenzen, die eine Speise mit sich bringt. Dass Trocknen z.B. eher Trockenheit in den Körper bringt, leuchtet leicht ein. Dass trockene Speisen in großen Mengen beispielsweise zu Verstopfung führen können, kann man sich auch verstellen.
Die moderne Verarbeitung von Lebens- und Futtermitteln, kombiniert in teils fataler Weise Zubereitungsformen wie Erhitzen und Trocken (Trockenfuttermittel für Hund oder Katze). Auch werden in Fertigfuttermitteln gern Bestandteile eingesetzt, die völlig gegensätzliche thermisch-energetische Grundeigenschaften haben. Beispiel: Lamm hat in der chinesischen Diätetik eine heiße Grundtendenz, Ente eine kalte. Ein Futtermittel mit Lamm und Ente, dann noch gekocht, ggf. noch getrocknet, bringt ein ganz schönes Durcheinander mit sich. Hafer ist ein warmes Futter, Gerste ein kaltes. Löwenzahn ist kalt und bitter, Ingwer, getrocknet, heiß und scharf. Da setzen wir uns und unseren Vierbeinern einiges vor.
Einer verträgts – der Andre nicht. Manche können heute Schweinebraten, morgen mexikanisch und übermorgen Thai essen, andere nicht. Manche haben von der Grundkonstitution her schon eine empfindliche Verdauung, bei anderen ist das kein Problem, dafür sind Anfälligkeiten anderswo.
Heute wissen wir durch Forschung viel mehr als damals. Aber siehe da, die Kreise schließen sich auf erstaunliche Weise. „leaky gut“ Syndrom, Überempfindlichkeiten bis hin zu echten Allergien, Gefäßerkrankungen, chronischen Nierenerkrankungen, Bauchspeicheldrüsenentzündung, schlechte Leberwerte u.v.m. können als Zivilisationskrankheiten angesehen werden.
So ist die Kernaussage dieser (und vieler anderer) wissenschaftlichen Arbeiten: thermisch hoch verarbeitete Lebensmittel- und Futtermittel, z.B. frittieren, extrudieren, toasten, braten, stehen für eine Zunahme von Diabetes und chronischen Nierenerkrankungen in der Gesellschaft. Es bilden sich entzündungsfördernde Stoffe, die eine Immunantwort des Körpers hervorrufen.
Noch einfacher stellt die chinesische Medizin fest – stark erhitzte Speisen erhalten dadurch eine (zusätzlich) heiße „Energetik“. Hitze kann im Übermaß Hitze erzeugen, auch wenn innerlich kein Ausgleich möglich (äußerlich, innerlich) ist oder stattfindet. Eine Entzündung von Maul, Magen, Bauchspeicheldrüse, Darm, Niere, kann demnach chinesisch eine Hitze-Erkrankung (i.S. Hitze als von außen kommender krankmachender Faktor und/ oder fehlender (innerer) Kühlung) sein.
Entzündung beinhaltet das Wort Hitze ja, ebenfalls Entzündung, inflammation.
Wer hätte es gedacht – auf einer Metaebene ist über Jahrhunderte, wenn auch grob, viel bekannt bzw. beschrieben, was Forschung heute genau ermittelt.
Als Beispiel hier ein Artikel aus der renommierten „Science“ – wie mühevoll die Arbeit dieser WissenschaftlerInnen, um in diesem Magazin veröffentlichungswürdig zu sein. Chapeau. Chapeau auch an medizinische Talente früherer Jahrhunderte wie hier die intellektuelle Leistung der Chinesischen Medizin.
Hinweis: Beispielhafte Inhalte sind teils vereinfacht und nie Empfehlungen oder Handlungsanweisungen.
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Quelle/ Originalarbeit: https://www.facebook.com/ScienceMagazine; https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abe4841